Sudetendeutsche Hütten

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Stüdlhütte 2801m

Stüdlhütte 1868Stüdlhütte 1868
Ausschnitt eines Bildes in der Stüdlhütte
„Nie werde ich jenen Sonntag Nachmittag vergessen, an welchem ich im Jahre 1867 in Begleitung meines Bruders Franz Kals zum allererstenmale berührte. Mich zog damals die Glocknerbesteigung gewaltig dahin…..“
So schreibt Johann Stüdl in seinem Aufsatz, der in der Zeitschrift des DuÖAV von 1871 auf S. 340 ff abgedruckt ist. Er wurde herzlich von den Kalsern aufgenommen, und bald erkannte Stüdl, der recht armen Region helfen zu müssen. Während bisher die erste Wahl für den Start zu einer Glocknerbesteigung Heiligenblut war (durch das Leitertal zur Hohenwartscharte und weiter zur Adlersruhe), blieb Kals, obwohl näher am Glockner, wenig berücksichtigt.
Es war für das Dorf von großer Bedeutung den beginnenden Tourismus auch in ihr Dorf zu leiten. Stüdl entschloss sich, das Kalser Anliegen zu unterstützen, und plante eine Schutzhütte an der Kalser Seite auf der Vanitscharte zu bauen.

Da der Österreichische Alpenverein die Zusage für eine finanzielle Förderung hinauszog, übernahm er die Erstellung der Hütte auf eigene Kosten. Die Schutzhütte hatte nach den Plänen von Egid Pegger, k. k. Bezirksingenieur aus Lienz, eine Länge von 7 1/2 m und eine Breite von 4 1/2 m und wurde aus Naturstein gemauert und vermörtelt. Das Pultdach war mit doppellagigen Felsplatten bedeckt. Im Inneren wurden 12 Strohlager eingerichtet.
Im Frühjahr 1868 begann der Bau unter Aufsicht von Egid Pegger und konnte bereits am 15. September 1868 durch Pfarrer Lercher aus Kals geweiht und "Stüdlhütte" getauft werden. Damit war der erste Schritt getan für eine Besteigung des Glockners von Kals aus. Nun musste aber der Weg von der Vanitscharte direkt zum Hauptgipfel hergestellt werden. Die Bauarbeiten leitete wiederum Egid Pegger, der auch das Werkzeug bereitstellte.
Die Arbeiten stellten sich als äüßerst schwierig heraus, da neben der Anbringung von hunderten Eisenstiften und -klammern an senkrechten Wänden auch Sprengungen durchgeführt werden mussten, um besonders schwierige Stellen zu entschärfen. Nach Abschluss der Arbeiten konnte der Weg am 5. August 1869 feierlich eingeweiht werden.


Stüdlhütte 1874Stüdlhütte 1874, unbekannter Maler
Ausschnitt eines Bildes bei Wikipedia

Stüdlhütte 1894
Stüdlhütte 1894 > Gesamtbild
Ausschnitt aus Zeitschrift des DuÖAV 1894

Stüdlhütte 1928
Eröffnung der erweiterten Stüdlhütte 22. Juli 1928
Archiv des Deutschen Alpenvereins München


Die Auswirkungen dieser Weganlage kamen Kals schnell zugute. Bereits 1869 bestiegen von insgesamt 33 Partien den Glockner nur noch 5 von Heiligenblut aus, 28 aber von Kals. Am 26. September 1869 schenkte Stüdl seine Hütte dem Führer Thomas Groder mit der Verpflichtung für den Erhalt zu sorgen.
Die Attraktivität der Hütte sorgte dafür, dass sie bald der steigenden Besucherzahl nicht mehr genügte. Stüdl ließ sie 1872 durch einen geräumigen Anbau erweitern und 1873 den alten Teil überhöhen und neu decken. Nunmehr bot die Hütte für 30 Personen Platz.
Stüdl kaufte die Hütte 1877 zurück, da sie von Thomas Gröder, vernachläsigt wurde. Im gleichen Jahr konnte er auch das Grundstück erwerben, auf dem die Hütte errichtet war. Durch die ständig anwachsende Besucherzahl waren weitere Ausbauten notwendig geworden. 1882 wurde ein ebenerdiger Schlafraum und eine Vorratskammer angebaut, sowie zwei Schlafräume im Dachboden. Dadurch war es möglich, im Sommer die Hütte durchgehend zu bewirtschaften.
1885 und 1857 ließ Stüdl die Inneneinrichtung durch größere Anschaffungen verbessern. Ein weiterer Erweiterungsbau wurde 1892 durchgeführt. Das Bruchsteinmauerwerk wurde innen vertäfelt. Die Hütte verfügte nun über die folgenden Räume: im Erdgeschoß 1 Vorraum, 1 Küche, die zugleich als Aufenthaltsraum diente, 2 Schlafräume mit Pritschenlagern; unter dem Dach je ein Raum für die Wirtschafterin und die Führer sowie 1 getäfeltes Touristenzimmer mit Betten.
1885 wurde der Steig zur Stüdlhütte soweit ausgebaut, „so dass man jetzt von Kals bis zur Stüdlhütte auf einem ganz bequemen Wege gelangen, respective reiten kann“.
Im Dezember 1897 wurde die Hütte durch eine furchtbaren Sturm schwer beschädigt, wobei ein Teil des Daches abgerissen wurde. 1903 erfolgte ein weiterer Ausbau, die letzte Erweiterung durch Stüdl.
In den Kriegsjahren 1915 – 1919 war die Hütte geschlossen, konnte aber noch mit Hüttenschlüssel besucht werden, außerdem waren noch Reste von Verpflegung vorrätig. 1917 wurde die Hütte von Einbrechern heimgesucht, wobei viel Proviant gestohlen und die Hütte in Unordnung gebracht wurde. In den Kriegsjahren hatte die Hütte schwer gelitten. Im älteren Teil war der Fußboden verfault, die Fenster waren größtenteils erneuerungsbedürftig, das Hüttendach war an mehreren Stellen undicht, die Dachbalken morsch, Küchenherd und Kamin schadhaft. Stüdl wandte sich mit Schreiben vom 25 Januar 1921 mit einem Bittgesuch an den Hüttenausschuss des DuOeAV . Der Hauptausschuss bewilligte ihm zur Instandsetzung der Hütte 18.000 Kronen.


Stüdlhütte 1937
Stüdlhütte 1937
Ausschnitt eines Bildes in der Stüdlhütte
Stüdlhütte 1992
Stüdlhütte 1992, links das Winterhaus
Ausschnitt eines Bildes in der Stüdlhütte

Nach dem Tod von Stüdl 1925 erwarb die S. Prag die Hütte und begann mit der Durchführung der notwendigen Instandsetzungsarbeiten, plante aber gleichzeitig ein Erweiterung, die durch den wachsenden Touristenverkehr bedingt war. 1927 konnte die Bewirtschaftung wieder aufgenommen werden, es standen jetzt folgende Räume zur Verfügung: im Erdgeschoß 1 Küche, 1 Vorratskammer, 2 Räume für Angestellte und 2 Gasträume; im ersten Stock 10 Zimmer mit 30 Betten; im Dachgeschoß 1 Zimmer mit Betten, 5 Matratzenräume mit 30 Lagern, 1 Trockenraum. Die Einrichtung der Zimmer wurde zu Großteil gespendet. Am 22. Juli 1928 wurde die Eröffnung gefeiert, gleichzeitig mit dem Jubiläum des 60-jährigen Bestandes.



Stüdlbüste im Gastraum
Skulptur im Gastraum
Foto: Th. Most 2014

In den nächsten Jahren wurde die Hütte ständig erweitert und die Einrichtung verbessert, ein Nebengebäude mit Waschküche, Holzlager und Mulistall errichtet, sowie die Wasserversorgung in die Hütte erstellt. Nach dem zweiten Weltkrieg kam die Hütte in treuhänderische Verwaltung, konnte jedoch durch die neu gegründete S. Prag in München 1953 wieder verwaltet werden. Die Rückübertragung des Eigentums erfolgte 1958.
Die Versorgung der Hütte durch Tragtiere war bei einem Besuch von ca. 2000 Touristen in der zweieinhalb Monate dauernden Bewirtschaftung nicht mehr gesichert, daher entschloss man sich 1962 zum Bau einer Seilbahn.
Am 7. und 8. September 1968 wurde das 100-jährige Bestehen der Hütte gefeiert, bei dem u. a. 6 Enkel und etliche Urenkel von Johann Stüdl begrüßt werden konnten. Wegen der Sanierung der Prager Hütte geschah an der Stüdlhütte wenig,

Aus Anlass "140 Jahre Stüdlhütte" trafen sich im Juni 2008 fünf Tiroler Bildhauer auf der Stüdlhütte, um aus 2,5 m hohen Lärchenstämmen Skulpturen zum Thema "Alpin" zu gestalten. Michael Lang aus Virgen-Lienz nahm sich Johann Stüdl vor.

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1987 jedoch wurde wieder gebaut, wegen des zunehmenden Wintertourismus wurde ein Winterhaus errichtet. Die finanzschwache Sektion musste zusehen, wie die Hütte immer mehr verfiel, konnte aber die notwendigen Reparaturarbeiten nicht mehr stemmen. Der Vorstand suchte einen finanzstarken Partner. Am 1 Januar 1992 trat die Sektion als „Gruppe Prag“ mit ihren Hütten in die münchner Sektion Oberland über. Umfangreiche Untersuchungen der Bausubstanz führten zu dem Entschluss, die Hütte abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen.
Mit dem Architekt Albin Glaser wurde ein Niedrigenergiehaus konzipiert mit Sonnenkollektoren für das Warmwasser und Photovoltaik für die Stromerzeugung, sodass die Hütte größtenteils energieautark ist, Engpässe können über ein pflanzenölbetriebenes Blockheizkraftwerk abgefangen werden. Für 120 Personen wurden Matratzenlager eingerichtet. Am 5. Juli 1997 konnte die Eröffnung stattfinden im Beisein der Enkelin von Johhann Stüdl Gertraud Lindinger mit Familie.


Stüdlhütte Neubau 1997

Stüdlhütte Neubau 1997
Neubau der Stüdlhütte 1996 durch
die Sektion München Oberland
2 Fotos: Th. Most

 Hüttenschild
Hüttenschild
Foto: Th. Most

Die Bilder in der Stüdlhütte
fotografierte: Th. Most 2014

 

 

Zur Gestaltug des Textes wurden verwendet:
Mitteilungen des DuÖAV Jahrg. 1877 bis 1927
Friedrich Heckl:
"100 Jahre Stüdlhütte (2801 m) am Großglockner"
in: Jahrbuch des Deutschen Alpenvereins 1968
Margarete Rachbauer, Universität Salzburg:
„Johann Stüdl und die Erschließung der Glocknergruppe
unter besonderer Berücksichtigung
geographischer Aspekte“

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