Postkarte Bohemiahütte ca 1958
mit Plattenspitz (2294 m)
mit freundl. Genehmigung "COSY"-Salzburg
In der Sektion Prag galt 1937 der Erwerb der Wienerlandhütte mit 17 Betten und 18 Matratzen in den Radstädter Tauern als ein bedeutendes Ereignis, da sich damit eine Gelegenheit bot, in einem hervorragenden und von Prag aus leicht erreichbaren Skigebiet eine Hütte zu erwerben, die auch tourenmäßig allen Wünschen Rechnung trug, da das umliegende Gebiet sowohl leichtere Skifahrten als auch anspruchsvolle Touren ermöglichte. Die Sektion Wienerland war durch die Errichtung dieser Hütte in finanzielle Schwierigkeiten geraten, so dass die Sektion Prag einspringen musste.
Am 4. September wurde der Kaufvertrag abgeschlossen, und noch im gleichen Jahr wurde die Hütte in Bohemiahütte umbenannt, und so heißt sie heute noch (2016).
Die Hütte wurde 1934 auf massivem Sockel errichtet, das Hauptgebäude als Riegelbau innen und außen verschalt, das Dach mit Eternit gedeckt. 1935 erfolgte der Zubau eines Matratzenlagers. Das Hauptgebäude hat eine Länge von 11,80m und eine Breite von 9,20m, der Anbau ist 8,70m lang und 4m breit. Die Beleuchtung erfolgt in den Zimmer mit Petroleumlampen, im Gastzimmer und in der Küche mit Petroleumgaslampen. In allen Räumen gibt es Warmwasserheizung. 1939 wurde die Hütte verschindelt und 1940 mit einem Badezimmer, einer Waschküche und einem Trockenraum erweitert.
1941 war der Touristenverkehr nicht so hoch wie erwartet, da die Hütte längere Zeit mit Kursen der Hitlerjugend und von Mai bis September durch erweiterte Kinderlandverschickung belegt war.
Bohemiahütte
Foto Th. Most 2015
Bohemiahütte mit Gamskarlspitze (2412 m)
Foto Th. Most 2015
Am 23. Mai 1960 wurde der Kaufvertrag über die Erwerbung von 900 qm Grund bei der Bohemiahütte unterschrieben, gleichzeitig ist der gößte Teil des schon vor 1938 gekauften, aber der Sektion noch nicht zu 1967 geschrieben gewesenen Grundes einbezogen worden.
Bis 1967 finden sich keine weiteren Veröffentlichungen über die Hütte.
Jetzt gab es aber eine handfeste Überraschung, da bekannt wurde, dass der Wiener Alpenverein Donauland sich nachträglich den Kauf eines Grundstückes auf den Radstädter Tauern und die Errichtung eines Alpenvereinshauses bei der Hauptversammlung des DAV genehmigen lassen will. Der Sektionsvorstand hielt es für ausgeschlossen, neben einem neuen Alpenvereinshaus die alte Bohemia halten zu können. Der Vorstand war sich schnell einig die Hütte zu verkaufen, und fand dafür in der Sektion Edelweiß des ÖAV eine ernste Interessentin.
Bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 28.10.1967 wurde der Verkauf ohne Gegenstimmen gebilligt, am 27.11. wurde der Kaufvertrag unterschrieben und bereits am 2.12. wurde die Hütte der Sektion Edelweiß übergeben.
Es war zwar schmerzlich, wieder ein Stück des alten Prager Besitzes hergegeben zu haben, aber auf der anderen Seite kam es dem Erhalt der Hochgebirgshütten in Osttirol zu Gute. 1969 baute die Sektion Edelweiß hinter der Bohemiahütte ein großes Hotel, das in der Skisaison Hochbetrieb hat.
Für diesen Bericht wurden Teile der Festschrift zum hundertjährigen Bestehen der Sektion Prag 1870 - 1970 verwendet.