Sudetendeutsche Hütten

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Olperer Hütte 2389 m

 
Olperer Hütte Zeichnung ca1890Olperer Hütte ca. 1890 Zeichnung A. Heilmann

Olperer Hütte ca. 1970
Olperer Hütte etwa 1970, rechts der ursprüngliche Bau von 1881, links der Anbau von 1931

Olperer Hütte ca 1998
Olperer Hütte etwa 1998  

Olperer hütte 2011
Olperer Hütte 2011
1881 Die Schutzhütte wurde am 7. August 1881 von der Sektion Prag des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins unterhalb des Olperer feierlich eröffnet. Nach der Berliner Hütte von 1879 war sie die zweitälteste Alpenvereinshütte in den Zillertaler Alpen.

Mit „Pöllersalven“ wurde die Festgesellschaft, „darunter auch mehrere Damen“, begrüßt und feierlich der Schlüssel übergeben. Nach mehreren Reden, einem "Toast auf Seine Majestät den Kaiser“ und einem „Festzug um die Hütte unter Sing und Sang“ klang der Tag mit einem „prachtvollen Feuerwerk“ aus.
Der deutliche Hinweis auf die Damen weist auf den Ausschluss der Damen im Österreichischen Alpenverein.

Bereits vor dem Bau der Olpererhütte hatte sich die Sektion Prag mit ihrem Vorsitzenden Johann Stüdl (1839-1925) mit spektakulären Erschließungsmaßnahmen und Hüttenbauten in den Ostalpen hervorgetan. Dazu gehörte die Anlage der Aufstiegsroute über den Südwestgrat des Großglockners (Stüdlgrat) und die an seinem Fuße errichtete Stüdlhütte, die Prager Hütte und die Clarahütte am Großvenediger, sowie die Payerhütte am Ortler.

Auf der Generalversammlung im Sommer 1880 stellte nun die Sektion Prag den Antrag zur Unterstützung der Erbauung einer Hütte im Zillertal. Alpintouristisch galt dieses zu diesem Zeitpunkt als „auffallend vernachlässigt“. Es gelte, dem „Thale und dessen herrlichen Seitengründen jene Frequenz [von Touristen] zuzuwenden, welche es neben der Ortler- und Glockner Gruppe wohl am Meisten unter den Gebirgsgegenden der oestlichen Alpen verdient“. Zudem befürchtete man, dass der Alpenclub Österreich in der Nähe des Olperers eine Hütte erbauen und damit dem Alpenverein Konkurrenz machen könnte, wenn man diesem nicht zuvorkäme. Mit dem Hüttenbau sollte eine bequemere Begehung des Olperers ermöglicht werden, „dessen Besteigung mit zu den interessantesten, jedoch viel Kraft, Ausdauer und Geübtheit in Anspruch nehmenden Partien der ganzen Zillerthaler Alpen gehört“. Auch für Touren auf den Riffler, die Gefrorene Wand und den Schrammacher versprach man sich eine Vereinfachung.

Ursprünglich hatte sie als Einraumhütte auf dem Dachboden acht Matratzen- und acht Heulager. Im Erdgeschoss stand ein eiserner Kochherd, dessen Rauchgase durch ein Ofenrohr durch die Giebelwand nach draußen geführt wurden; die Bergsteiger mussten Feuerholz und Lebensmittel zur Selbstversorgung mitbringen. 1900 Am 1. April 1900 verkaufte die Sektion Prag die Olpererhütte zusammen mit der benachbarten Rifflerhütte (1944 durch eine Lawine zerstört) an die Sektion Berlin, die bereits die Berliner Hütte und das Furtschaglhaus im Zillertal besaß. Es folgte der Bau von Verbindungswegen zwischen den einzelnen Häusern, der Ursprung des späteren Berliner Höhenwegs, wodurch die Olpererhütte als Stützpunkt für mehrtägige Touren eine zusätzliche Bedeutung erfuhr. Schon bald zeigte sich, dass die Kapazität der Olpererhütte auf Grund der immer größer werdenden Besucherzahl nicht mehr ausreichte. Erst 1931 jedoch erfolgte eine grundlegende Erweiterung durch einen bergseitigen Anbau, der eine separate Küche enthielt und weitere Übernachtungsplätze im Obergeschoss.

1976 Der Bau des Wasserkraftwerks Schlegeisspeicher in den Jahren 1965-1972 brachte eine neue Besuchergruppe für die Hütte mit sich. Durch die zeitsparende Anfahrt über eine Mautstraße in den Schlegeisgrund avancierte die Hütte zum beliebten Ausflugsziel für Tagesgäste. Ein neuerlicher Umbau im Jahr 1976 brachte zwar modernere Sanitäranlagen und eine zusätzliche Gaststube, aber beengt blieben die Verhältnisse, besonders für die Pächter der nunmehr bewirtschafteten Hütte, trotzdem. Knapp einer Katastrophe entging die voll belegte Hütte am Abend des 31. Juli 1999, als sich, aufgrund eines lang anhaltenden Unwetters bei hoher Temperatur, am Gletschertor des Großen Riepenkees auf 2800 Metern Höhe oberhalb der Hütte eine Eis- und Gerölllawine löste, die die Olpererhütte aber nur an einer Hausecke streifte. Einen gewissen überregionalen Ruhm erlangte die langjährige Pächterin der Olpererhütte, Olga Platzer aus Ginzling, genannt die Olpererhexe durch ihre Originalität im Umgang mit den Gästen in der oft überfüllten Hütte.

Olperer Hütte Abriss2006 Abriss der Olpererhütte

Ende der 1990er Jahre beschloss die Mitgliederversammlung der Sektion Berlin des DAV den Verkauf der Hütte aus finanziellen Erwägungen, weil anstehende Investitionen wegen der Behördenauflagen bezüglich des Umweltschutzes, besonders in der Energieversorgung und der Abwasserreinigung nicht mehr geleistet werden konnten.
2004 In der ausserordentlichen Mitgliederversammlung vom 7. November 2003 beschloss die Sektion Neumarkt die, seitens der Sektion Berlin zum Kauf angebotene Hütte zu erwerben. Zum Jahreswechsel 2003/2004 wurde es dann “amtlich”: Der 1. Vorsitzende Henning Berkan unterzeichnete die entsprechenden Notariatsverträge. Die Schlüsselübergabe erfolgte unter großer Anteilnahme der Prominenz und rund 160 Bergfreunden am 10. Juli 2004. Die Sektion Neumarkt plant nun eine umfassende Sanierung der Hütte: Sie wird u.a. vergrößert, um den steigenden Besucherzahlen gerecht zu werden. Zudem sei eine Renovierung des Winterraums und eine Erneuerung der Sanitäranlagen vorgesehen. Um die Umwelt zu schonen, sei die Umstellung der Energieversorgung auf regenerative Quellen geplant und die Abwasserreinigung soll ebenfalls umweltfreundlicher werden. Soweit die ersten Planungen, jedoch nach den näheren Untersuchungen war offensichtlich, dass das alte Gemäuer, vor allem aber die marode Technik, keine Zukunft hat. Es sind diese Sanierungspläne zwar auch diskutiert worden, doch ein Neubau kristallisierte sich als die beste Lösung heraus.

Olperer Hütte  Winterraum Abriss
Der alte Winterraum muss weichen ....
Olperer Hütte der neue Winterraum
der neue wird zusammengesetzt

2006
Nach dem Abriss des alten Gemäuers musste unbedingt das Winterlager fertiggestellt werden – noch im Jahr 2006. Schließlich war der Raum als Domizil für die Handwerker, die 2007 den Hüttenneubau hochziehen sollten, das Schlaf- und Wohnquartier. Trotz teilweise widriger Witterungsverhältnisse konnte das Vorhaben umgesetzt werden – mit einem Resultat, das sich sehen lassen kann. Zwei Schlafräume, einer für acht Personen, der andere für vier, sowie ein Holztisch und ein Ofen bieten optimale Voraussetzungen – sowohl für Bergsportler, die außerhalb der Saison, also im Winterhalbjahr, unterwegs sind, als auch in der Hochsaison als Zusatzquartier, wenn das Haupthaus ausgebucht sein sollte. Die ersten Gäste waren längst da – denn bereits in der Wintersaison 2006/07 ist das Lager genutzt worden.

Olperer Hütte Erdgeschoss
Das Erdgeschoß steht schon

2007 Oberstes Ziel beim Neubau der Olpererhütte war es, ein möglichst einfaches Gebäude zu entwickeln, bei dem sowohl die Menge als auch die Anzahl der notwendigen Baumaterialien gering gehalten wurden. So ist die Natursteinmauer mit Steinen direkt aus dem Hüttenumfeld errichtet und mit Materialien vom Abbruch des Vorgängerbaus und mit Aushub hinterfüllt. Ein aufwendiger Abtransport und Deponie konnten damit vermieden werden. Für die Wand- und Bodenelemente und für die Schindeln der Außenverkleidung wurde heimisches Holz verarbeitet. Die 14 bis 17 cm starken Fichten-Brettsperrholzelemente bieten ausreichenden Wärmeschutz für die von Juni bis Mitte Oktober bewirtschaftete Sommerhütte. Dem Konzept eines „Low Tech“- Gebäudes folgend, das Innovation in der Reduktion sucht und eine Alternative zur häufig betriebenen Übertechnisierung bieten will, ist die Haustechnik auf ein Minimum reduziert:

Die Wärmeversorgung des energetisch autarken Gebäudes übernehmen ein Holzofen, der in den nächsten Jahren mit Abbruchholz betrieben werden kann, und die Abwärme der für die Wasserreinigung notwendigen, rapsölbetriebenen Kraft-Wärmekopplung. Fenster und Lüftungsschächte sorgen für eine natürliche Durchlüftung.
Die Olpererhütte setzt auch in Sachen Umweltschutz Maßstäbe: Das Abwasserkonzept gilt als wegweisend für Berghütten – und genügt deshalb auch den strengen Anforderungen der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Die Inselstromversorgung setzt hinsichtlich der Versorgungssicherheit neue Maßstäbe für Schutzhütten dieser Kategorie. Die Stromverbraucher sind extrem energiesparend. So wird der Durchlaufgeschirrspüler mit zwei Heißwassertemperaturniveaus gespeist, was eine Stromeinsparung von circa 85 Prozent zur Folge hat. „Übliche“ Glühlampen wird man auf der Olpererhütte nicht finden (80% Einsparung) und die Kühl- und Gefriergeräte sind alle „Stromsparweltmeister“.

Gekocht wird umweltfreundlich mit Flaschengas. Einen wesentlichen Beitrag zur Energieversorgung der Olpererhütte leistet das pflanzenöl-betriebene Blockheizkraftwerk. Es sorgt mit einer elektrischen Leistung von 12 Kilowatt und einer thermischen Leistung von 25 Kilowatt für den erwarteten Komfort, aber auch die notwendige Sicherheit in der Strom- und Warmwasserversorgung und zwar mit einem Wirkungsgrad von über 90 Prozent. Der Holzofen sorgt zudem für „gemütliche“ Wärme.

Olperer Hütte PanoramaOlperer Hütte Panoramafenster                                       Blick aus dem Panoramafenster, darüber eine Seite aus der Speisenkarte
                                                                       mit den Bergbeschreibungen

Dank an den 1. Vorsitzenden der Sektion Neumarkt Herrn Henning Berkan für die Erlaubnis, Bilder und Texte aus der Broschüre "125 Jahre Olpererhütte" und der schönen reich bebilderten Speisenkarte für diese Seite zu verwenden.
www.olpererhuette.de/

Den ungewöhnlichen Bau dieser Hütte hat das Bayerische Fernsehen

mitverfolgt, hier der 8-Minutenfilm
Hüttenbau >>>

Noch ein paar eigene Bilder von meinem Besuch auf der Hütte am 17. August 2011
Klick aufs Bild und dann navigieren mit den Pfeilen

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