Die Karlsbader Hütte, 1883 von Mitgliedern der Filiale Carlsbad der S. Prag erbaut, wechselte öfter ihren Namen. Seit der Eröffnung am 3.9.1883 taucht die Schreibweise Carlsbader und blieb bis 1887, dann kehrte man wieder auf das „K“ zurück. 1902 gründeten die Karlsbader eine eigene Sektion, jetzt wurde sie die Höllerhütte. Später wurde sie Rifugio Diaz und Rifugio di Mazia und seit 1986 Oberetteshütte.
Aber von Anfang an:
Den ersten Eintrag finde ich in den Mitteilungen des DuÖAV 1882 auf der Seite 145: “Karlsbader Hütte im Matscher Thal, am Fuss des Oberettenferners, behufs Weisskugel-Besteigung (in 3—4 St.). wird von der Filiale Karlsbad der Section Prag erbaut. Vollendung 1883“
Karlsbader Hütte nach ihrer Eröffnung 1883 Aquarell,
Grisaille von Edward Theodore Compton
Schon während des Baues taucht der Name Franz Höller (Stadtrat in Karlsbad) wegen seiner Opferwilligkeit auf; durch seine Spenden übertrifft der Bau alle bis dahin bekannten Standards, so liest man in den Mitteilungen des DuÖAV 1883 auf Seite 317: "Die Hütte, 2740 m hoch am Ende des Oberetten- Gletschers gelegen, ist von Stein, mit Cement gemauert und verputzt, der Dachstuhl besonders widerstandskräftig konstruirt. Die Bedachung hat vierfache Schindellage, die Hütte ist mit Doppelthüre und Doppelfenster versehen, der Innenraum mit Holz ausgetäfelt. Sie enthält acht Schlafstellen im unteren, 16 im Bodenraum und kann somit 24, im Nothfall bis 30 Personen Unterkunft gewähren. Die Schlafstellen im unteren Raum sind durchwegs mit Rosshaarmatrazen, Keil-, Feder- und Rosshaarpolstern, nebst starken wollenen Decken, die Schlafstellen im Bodenraum mit Strohsäcken und wollenen Kotzen versehen. "
Auch an der sonstigen Einrichtung fehlt es an Nichts, umfangreiches „Speise-, Cafe-, Thee- und Wasch-Sevice geziert mit dem Vereinszeichen und der Handschrift „Carlsbader Hütte““.
Auch für Freizeit, Berg- und Gletschertouren ist jede mögliche Ausrüstung bereitgestellt.
Da die Hütte nicht bewirtschaftet wird, wird ein Depot angelegt, das Carl Höller stets gut auffüllt mit „Thee, gebranntem Kaffee, Rum, Cognac, Malaga, Sherry, Zucker, Cacao, Zwieback, Fleischextract, Erbsensuppenextract, Gieshübler, Carlsbader-Magenliqueur etc.“
1888 zerstörte eine Lawine einen Teil des Daches, eingedrungender Schnee beschädigte auch einen Großteil der Einrichtung. Die Schäden wurden schnell behoben, die Hütte konnte im Juli wieder normal geöffnet werden. Auch der Reitsteg zur Hütte konnte wiederhergestellt werden.
Im Sommer 1892 wurde das Depot nicht aufgefüllt, da sowohl dort, als auch in der Kasse wiederholt Diebstähle festgestellt wurden. 1893 füllte jedoch Carl Höller das Depot wieder auf, da eine hochalpine Hütte ohne Verpflegung unzumutbar ist.
Im September 1899 wurde eingebrochen, und der Inhalt der Kasse von einem unbekannten Täter entwendet.
1899/1900 wurde wegen stark gestiegener Frequenz die Hütte mit einem großen Anbau erweitert. Der Zimmermeister
Jos. Kofler und der Maurermeister
Joh. Wallnöfer aus Matsch wurden mit den Arbeiten vertraut.
1982 beschloss der AVS (Alpenverein Südtirol) einen Neubau, 1984 wurde eine Materialseilbahn gebaut, und 1988 wurde die heutige „Oberetteshütte“ eröffnet. Die noch bestehenden Ruinen wurden abgetragen und für den Neubau wiederverwendet, dadurch lebt gewissermaßen der Geist der Höllerhütte in den Mauern der Oberetteshütte weiter. Helle, holzverkleidete Zimmer entstanden, die Zirbelholz getäfelte Meraner Stube, geräumige Lager (95 Schlafplätze), aber es blieb eine hochalpine Schutzhütte. Änderungen und Erweiterungen fallen aber auch bei einer neuen Hütte an, die Küche wurde erneuert, ein hydraulischer Widder versorgt nun die Wasserzufuhr, eine umweltfreundliche Kläranlage war nötig, und ein neuer Steig ersetzt den mühsamen
Aufstieg.