Sudetendeutsche Hütten

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Sollte im Laufe der Zeit der Ueberzug schadhaft werden, so kann dann immer noch die Verschindelung vorgenommen werden, jedenfalls sind mindestens vorläufig die Schindeln und hauptsächlich ihr Transport erspart.
Auf der Innenseite ist das Balkengerüst mit einem Lattengitter beschlagen, über welches ein engeres Drahtnetz befestigt wurde. Darüber werden Korksteinplatten genagelt, welche 6 Centimeter dick sind und mit Gyps zusammengefügt werden, so dass dieselben, da sie über den Balkenwerken liegen, eine von Wänden und Dach nirgends unterbrochene Korkfläche bilden, welche noch auf beiden Seiten mit einer dünnen Gipsschichte verkleidet wird, die, um möglichste Trockenheit zu erreichen, mit Firniss gestrichen werden soll. Zwischen Korkschichte und äusserer Bretterwand bleibt also ein 15 Centimeter breiter Hohlraum rings um die ganze Hütte, welcher die Isolierung des Hütteninnern ganz ungemein erhöhen muss.

Da Kork einer der ausgezeichnetsten Wärmeisolatoren ist und alle übrigen Anordnungen derart getroffen sind, dass sie seine Wirkung aufs möglichste unterstützen, da Kork nicht der Volumenveränderung bei wechselnder Temperatur (Ausdehnung und Zusammenziehung) unterworfen ist und durch seine Nachgiebigkeit diejenige des Holzes aufhebt, da infolge dessen, wenn nicht alle Theile, so doch diese Korkwand von keinem Witterungs- oder Temperaturwechsel beeinflusst werden kann, so glaube ich, auf diese Weise einen Raum geschaffen zu haben, der bei sehr geringer Feuerung an andauernder Behaglichkeit vielleicht mehr bieten wird, als in hochgelegenen Hütten bisher durch Holzvertäfelung erreicht wurde.

Die Korkplatten wurden mir in der liebenswürdigsten Weise von der Firma Kleiner & Bockmayer in Mödling bei Wien kostenfrei angeboten und auch kostenfrei nach Sterzing geschickt, wofür den Herren der herzlichste Dank ausgesprochen sei. Die beiden Fenster kommen an der südlichen Stirnseite zu liegen und werden die Aussicht auf die Sonklarspitze bieten. Die äusseren Flügel sind nicht zu öffnen, sondern in den mit ungeleimtem Filz ausgeschlagenen Fensterfalz eingeschraubt. Die inneren Flügel können geöffnet werden. Die Thür ist einflügelig, schmal, aus zwei schief übereinander geschraubten Bretterlagen hergestellt, um das Werfen zu verhindern. Sie legt sich in einen 5 Centimeter breiten, ebenfalls mit Filz ausgeschlagenen Falz, ist innen mit Kork beschlagen und aussen mit Stoff überzogen.

Die Hütte wird 6 Betten enthalten, welche 190 Centimeter lang, aber nur 70 Centimeter breit sind. Diese anscheinend geringe Breite kommt doch derjenigen eines bequemen Schlafdivans gleich und ist nebenbei durch den beschränkten Raum geboten. Je 2 Betten liegen übereinander, also 4 auf der westlichen und 2 auf der östlichen Langseite. Die zwei dem Eingange gegenüberliegenden können derart zurückgeschlagen werden, dass sie blos eine Raumtiefe von 15 Centimeter beanspruchen, so dass die eine Hälfte der Hütte vollkommen frei ist und volle Beweglichkeit um den Ofen erlaubt. Die zwei anderen, oberen Betten können ebenfalls zurückgeschlagen werden, und nur die zwei unteren Betten, welche bei den Fenstern liegen und zwischen denen der Tisch steht, sind fest, um zugleich als Sitzplätze zu dienen, Bänke sind in der Hütte keine vorhanden, denn diese tragen nicht das Mindeste zur Bequemlichkeit bei, nehmen im Gegentheile nur Platz weg, so dass ohne Bänke die Hütten viel geräumiger und bequemer werden, wie die Teplitzer Hütten zeigen, welche ebenfalls nach meinem Entwurfe eingerichtet sind.

Dafür sind die Betten, die Hauptsache in den Hütten, sicherlich so ausgerüstet, dass der Tourist seine Freude daran haben wird. Ueber Rosshaarmatratzen liegt eine Unterdecke aus Fellen, während eine gefütterte Felldecke als Oberbett dient. Ich glaube, dass diese Neuerung in jenen Höhen für die Nachtruhe eine Wohlthat ist, und dass sie Nachahmung finden wird, nothwendig wenigstens wäre es oft genug. Die üblichen Kochapparate sind vorhanden und Wasser ist in der Nähe.“

(aus Mitteilungsblatt des DuÖAV 1891 Seite 216ff)


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