Sudetendeutsche Hütten

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Reichenberger Hütte 2046 m

Rifugio Croda da Lago - Gianni Palmieri

Reichenberger Hütte Einweihung 1905Reichenberger Hütte, Einweihung 1905         Bild in der Hütte

Reichenberger Hütte 2015 Reichenberger Hütte 2015
Der Altbau hinten rechts
 Foto: T. Most 2015

Reichenberg. Am 6. April 1893 fand in Reichenberg die constituierende Versammlung der 200. Section des D. u. Oe. A. V. statt. So ist es festgehalten in den "MITTHEILUNGEN des D. u. Ö. A.-V." 1893 S. 145
1901 trat man dem Erwerb einer Hütte näher, doch waren die Mittel trotz des errichteten Hüttenbaufonds noch zu gering. Auch 1904 zerschlugen sich Verhandlungen über den Bau einer Hütte im Sellraintal. Bei der Hauptversammlung des DÖAV dieses Jahres machte nun der Vorsitzende des Hauptausschusses, Prof. Dr. Ipsen, den Obmann Kahl darauf aufmerksam, daß die Barbariahütte an der Croda de Lago bei Cortina zu verkaufen sei. Kahl besichtigte sie sofort, ebenso einige Herren des Ausschusses, die auch zum Kauf rieten. In der Jahreshauptversammlung am 11. Januar 1905 wurde der Kauf einstimmig beschlossen. Der Preis der Hütte samt Inventar betrug 1 903 Mark, der Rest auf die Kaufsumme von 7 900 Mark wurde der Sektion erlassen.

Reichenberger Hütte mit Federa SeeIm Vordergrund der Federa See
                         Foto: T. Most 2015

Mitteilungen des DuÖAV 1905: Nach Beendigung der im Zuge befindlichen Bauherstellungen wird die Hütte im Erdgeschoße einen Vorraum, ein Führerzimmer, eine Küche mit anstoßendem Kellerraum, das beträchtlich erweiterte, mit Zirbelholz vertäfelte Gastzimmer und eine geräumige Veranda erhalten; im Obergeschoß bieten 4 Zimmer mit je 2 Betten und ein für 4-6 Personen eingerichtetes Matratzenlager eine bequeme Unterkunft für 12-14 Touristen.
Es mußten Ergänzungen des Inventars vorgenommen werden, neue Wege wurden gebaut und eine Wasserleitung angelegt. Als Pächter wurde das Ehepaar Lacedelli aufgenommen, das sich ausgezeichnet bewährte. Am 1. 8. 1905 fand die feierliche Eröffnung statt.
Die Einrichtung der Hütte war für damalige Verhältnisse sehr modern, wie Fritz Loeffler aus Reichenberg anlässlich der Besteigung der Croda in den Mitteilungen des DuÖ Alpenvereins vom 30. Juni 1907 feststellt, denn er schreibt:
"......daß die neue Hütte eine moderne Alpenschutzhütte ist, eine Hütte, die nicht nur Zuflucht und Unterstand gewährt, sondern das Gefühl des Behagens und der Wohnlichkeit hervorruft, ein Bau, nicht zu vergleichen mit den primitiven Unterkunftshütten aus den Kinderjahren des Alpinismus. Auch die Betten der Reichenberger Hütte sind so vorzüglich, wie man sie im erstklassigen Hotel in Cortina nicht besser finden kann....."
Der Besuch der Hütte steigerte sich von Jahr zu Jahr, so mußte ein Erweiterungsbau beschlossen werden, dessen Kosten auf 25 000 Kö veranschlagt wurden. Der Hauptausschuß trug 1 000 Mark dazu bei. Die Eröffnung war für den 22. 8. 1914 vorgesehen. Wegen der Kriegswirren sieht sich die Sektion veranlaßt, von der geplanten feierlichen Eröffnung abzusehen. Die erweiterte Hütte ist in allen Teilen fertiggestellt und wurde bereits dem Verkehr übergeben.


Der Hausberg
Auf dem Kachelofen der Hausberg                    Foto: T. Most 2015


Historischer Wegweiser zur Reichenberger Hütte Historischer Wegweiser




Die Hütte gehört jetzt dem Club Alpino Italiano (CAI) Sektion Cortina d'Ampezzo und heißt "Rifugio Croda da Lago - Gianni Palmieri".
Leider hatte ich dichte Bewölkung bei meinem Besuch auf der Hütte am 19. August 2015, so konnte ich den Hausberg "Becco di Mezzodi" nicht sehen, der Kachelofenbauer brachte mir jedoch den Berg näher.
Wegen des Kriegsausbruches Ende Juli 1914 wurde die Hütte geschlossen. Als Italien 1915 in den Krieg eintrat, wurde der Kessel von Cortina geräumt. Die Hütte soll ein Erholungsheim für italienische Offiziere gewesen sein. Erst nach dem Abzug der Italiener am 5. 11. 1917 wurde sie ausgeplündert. Im Mai 1918 wurde das Ausmaß der Schäden durch zwei Herren des Ausschusses festgestellt. Der Bau war unbeschädigt, aber alles, was nicht niet- und nagelfest war, ausgeraubt. Der Sektion stand die kostspielige Aufgabe der Wiedereinrichtung bevor. Doch es kam anders.
Durch den unglücklichen Ausgang des Krieges ging Südtirol verloren, mit ihm die Hütte und die Frucht der Arbeit von 25 Jahren.

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