Johannishütte 2121m

Johannishütte um 1900Johannishütte um 1900                             Bild: Wikipedia
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Die Johannishütte im Kleiniseltal in der südlichen Venedigergruppe zählt zu den ältesten alpinen Schutzhütten, sie wurde noch vor Gründung des Deutschen und des Östereichischen Alpenvereins erbaut.
Angeregt durch den Wiener Geographen und Alpenforscher Friedrich Simony im Sommer 1857, organisiert der sudetendeutsche Geoplastiker und Kartograf Franz Keil aus Graslitz die Erbauung. Im gleichen Jahr wurde der einfache Steinbau mit Schindeldach durch Bartholomäus Steiner aus Prägraten fertiggestellt.
Den Namen erhielt die Hütte zu Ehren des finanziellen Förderers Erzherzog Johann von Österreich, Sohn des Kaisers Leopold II.
Der Bau bestand aus einem Raum, links vom Eingang eine Sitzecke, rechts der Küchenherd, im Hintergrund ein Lager
für 6 Personen. Davon abgeteilt war eine Vorratskammer mit einer Liegestatt für die Wirtschafterin und unter dem Dache 4 Lagerstätten. (nach Johannes Emmer, Zeitschr. des DuOeAV 1894)
1870
erwarb der Centralausschuss (CA) des AV von Steiner die Hütte, da er sie nicht mehr erhalten konnte. Ohne Bewirtschaftung verwahrloste in den nächsten 6 Jahren die Hütte völlig, und wurde daher am 24.2.1876 vom CA der S. Prag übertragen. Die Hütte blieb jedoch - unverändert seit Erbauung bis 1929 - eine bescheidene Unterkunft für Bergsteiger. Es bestand auch keine Notwendigkeit einer Veränderung, die Besucherzahlen waren bescheiden: 17 Österreicher, 9 Deutsche und 6 anderer Nationalität waren es z.B. 1876. Der Besucherstrom stieg jedoch, die Chronisten berichten 1884 über notwendige Anschaffungen von "warmen Decken, Porcellan- Essgeschirr etc." Diese Inventarergänzungen waren wohl nötig geworden, da 1882 von einem Einbruch durch Wildschützen berichtet wird. Aber erst ab 1889 wird die Hütte während der Reisesaison durch den Führer Jakob Resinger aus Virgen bewirtschaftet. Die Bewirtschaftung wird durch verschiedene Wirtschaftsführer bis 1914 aufrechterhalten. 1915 bis 1921 blieb die Hütte geschlossen und wurde nur gelegentlich vom Bewirtschafter besucht, ab 1922 wurde sie wieder regelmäßig bewirtschaftet.

 
Erst 1929/30, anlässlich des 60-jährigen Bestand- Jubiläums des D.A.V. Prag, wurde mit großzügigen Spenden von Sektionsmitgliedern innerhalb des Sommers ein geräumiger Zubau in Holzblockbauweise ausgeführt. Die alte Hütte blieb erhalten und wurde als Küche einbezogen. IIm Erdgeschoß entstand ein Gastraum, ein Damenschlafraum und ein Zweibettzimmer, im ersten Stock gab es vier Zweibettzimmer und im Dachgeschoß ein Matratzenlager mit zwölf Schlafplätzen.
Als Wasserversorgung ist im Hütten - Standblatt vom 11. Juli 1932 "Vorbeifliessender Quellbach." vermerkt
1933 besteht die Hütte 75 Jahre. Im Hinblick auf die tristen wirtschaftlichen Verhältnissen wurde von einer Feier abgesehen.
1936 kauft die Sektion ca 1200 qm Grund dazu.
1937 findet sich eine Notiz, dass der Winterraum kein Licht hat und 5 Matratzen und 15 Decken vorhält. Der Zugang sei lawinengefährlich. In Prag feiert man anlässlich des Alpenvereinsballes am 6.2. den 80-jährigen Bestand der Hütte.

Johannishütte 2005Johannishütte Juli 2005 von Norden aus gesehen
Bild Wikipedia

Johannishütte 2008
Nach dem Erweiterungsbau 1999/2000
 
Foto: T.Most 2008


Johannishütte nach 1930Bauzustand nach dem Zubau 1929/30
aus Hüttenstandblatt 1958

1941 ist die Johannishütte durch die deutsche Forschungsanstalt für Segelflug belegt.
1957 festliche 100-Jahrfeier mit Enthüllung einer Gedenktafel für den Geoplastiker Franz Keil.
1960 wurde ein neuer Quellbrunnen mit Wasserleitung angelegt, sowie ein Waschraum und 2 WC.
Die Wetterseite und das Dach werden 1968 durch Zinkblech verschalt.
Die Hütte hat nun einen gemütlichen großen Gastraum, große Küche und Zimmer für den Wirt und seine Leute noch 3 Zweibettzimmer ein Damenschlafraum mit 4 Matratzen im Dachgeschoß Matratzenlager mit 14 Lagern. Sehr unerfreulich ist, dass die Hütte im Frühjahr immer wieder von unangemeldeten Besuchern - meist Jugendlichen - auf Skitouren zum Großvenediger heimgesucht wurde. Versuchsweise wurden nun ein Sonderschloss und Fenstergitter angebracht.
Seit 1993 ist die Johannis Hütte im Besitz der Sektion Oberland des DAV, die S. Prag war durch Krieg und Vertreibung geschwächt, und konnte ihren Hüttenbesitz (alte und neue Prager- Johannis- und Stüdlhütte) nicht mehr unterhalten.
1999/2000 wurde die Johannishütte durch die S. Oberland generalsaniert und erweitert.
     
Der Inhalt dieses Beitrages wurde zum großen Teil
in Beständen des Bayerischen Hauptstaatsarchivs,
sowie in den Mitteilungen des DuÖAV 1877 bis
1937 recherchiert.
Th. Most 2013

altes Schild
Hüttenschild ab 1999