Sudetendeutsche Hütten

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Neue Reichenberger Hütte 2586 m


Neue Reichenberger Hütte, Träger und BauarbeiterTräger und Helfer beim Hüttenbau 1926
aus "100 Jahre Sektion Reichenberg"

Neue Reichenberger Hütte 2008
Neue Reichenberger Hütte 2008
Foto: T. Most
Nach 1918 gestattete der neue tschechische Staat keine Sektionen des DÖAV. Die Sektion mußte in "Deutscher Alpenverein Reichenberg" umbenannt werden. Mit den anderen 13 Sektionen im Staate schloß man sich zum "Verband Deutscher Alpenvereine in der Tschechoslowakei" zusammen.
Im Jahre 1920 machten sich Rudolf Kauschka und Rudolf Tham auf die Suche nach einem neuen Hüttenplatz. Sie fanden im Defereggental zwischen dem Panargenkamm und der Lasörlinggruppe einen idealen Standort in der Höhe von 2 586 m. Ihr Vorschlag wurde in der Hauptversammlung 1921 angenommen, Tham zum Hüttenwart ernannt.
Den Bau der Hütte erlebte er nicht mehr, denn er verunglückte am 3. 8. 1923 am Mont Mallet in der Montblancgruppe tödlich.

Neue Reichenberger Hütte Einweihung 1926
Einweihung am 25. Juli 1926
Bild in der Stube
Dem neuen Hüttenwart, Direktor Soutschek, gelang es, alle Hindernisse zu bewältigen und so wurde die Hütte nach einem Plan von Baumeister Pietsch in den Sommern 1924 -und 1925 unter der Bauaufsicht von Ferdinand Czastka fertiggestellt und am 25. 7. 1926 in Anwesenheit von etwa 100 Mitgliedern des Vereines eingeweiht und eröffnet. Die Festrede hielt der Bürgermeister von St. Jakob, Josef Santner.
Die Kosten beliefen sich auf 1/4 Million Kc, wozu der Hauptausschuß nur 5 000 Mark und 300 Mark für den Wegbau beitrug.
Die Wege wurden markiert, der Thamweg zur Daberlenke wurde angelegt und von der Göslesquelle bei der Bachlenke eine 800 m lange Wasserleitung gelegt.

Unter Führung von Kauschka wurde das Berggebiet um die Hütte erschlossen, worüber er in den Jahrbüchern 1930 und 1931 des DÖAV berichtete. Dadurch wurden der Hütte viele Besucher zugeführt.
1943 konnte die Feier des 50-jährigen Bestandes der Sektion abgehalten werden. Zu dieser Zeit stand wieder ein großer Teil Mitglieder unter den Fahnen. Über ihr Schicksal ist wenig bekannt, da durch die Vertreibung im Jahre 1945 aller Zusammenhang verloren ging.

Das einzige, was erhalten blieb, war die Hütte und gewisse Vermögenswerte bei deutschen Banken. Die Mitglieder wurden in alle Winde zerstreut.

Die Hütte, im Jahre 1945 gänzlich ausgeplündert, wurde vom inzwischen neu erstandenen ÖAV der Sektion "Edelweiß" zur Betreuung übergeben. 1949 war sie soweit wieder hergestellt, daß sie 1950 wieder bewirtschaftet werden konnte. Schon 1954 verhandelte die Sektion mit "Edelweiß" wegen Übernahme der Hütte. Am 13. 6. 1957 wurde die Hütte der Sektion in einer Feierstunde als Eigentum übergeben.

Neue Reichenberger Hütte, Trachtenpuppe in der StubeTrachtenpuppe in der Stube

Bereits im Jahre 1956 wurde in St. Jakob der 30-jährige Bestand der Hütte gefeiert. Kauschka, der den Sommer immer in St. Jakob verbrachte, versah das Amt des Hüttenwartes bis zu seinem Ableben im Jahre 1960. Im Jahre 1959 wurde er anläßlich seines 75. Geburtstages zum Ehrenmitglied ernannt. Nach ihm war Dipl.-Ing. Preibisch aus München durch zwei Jahre Hüttenwart, doch gestaltete sich die Zusammenarbeit von Wien aus so schwierig, daß Dip.-Ing. Reckziegel aus Wien die Stelle übernahm.
Einige Male fand sich eine größere Zahl von Sektionsmitgliedern in St. Jakob zusammen, so bei der Gedenkfeier für Kauschka im Jahre 1961, bei der 30-Jahr-Feier der Hütte 1956 und der 40_Jahr_Feier im Jahre 1966, bei der 70-Jahr-Feier der Sektion im Jahre 1964, und der 75-Jahr-Feier der Sektion im Jahre 1969.
Die Hütte zu erhalten und auszustatten ist die Hauptsorge der Sektion. So wurde ein Stall für das Tragtier angebaut, die Decke im Gastzimmer gestützt und zur Beheizung eines modernen Herdes und zur Beleuchtung der Gastzimmer eine Propangasanlage eingerichtet. Es wurden große Mengen Decken angeschafft sowie 15 Klappbetten mit Rollmatratzen und Polstern, so daß derzeit 40 Personen liegend übernachten können. Die Bewirtschaftung der Hütte ist nicht leicht, da zur Beförderung der haltbaren Lebensmittel zu Beginn der Bewirtschaftung überwiegend Hubschrauber eingesetzt werden müssen.

Im Jahre 1972 konnte mit geldlicher Unterstützung des Heimatkreises das bisher größte Vorhaben, ein Dach aus Blech anstelle des schadhaft gewordenen Schindeldaches der Hütte verwirklicht werden.

Freiwillige Helfer für Instandsetzungsarbeiten an der Hütte, Wasserleitungsbau (es konnte dadurch eine Modernisierung der sanitären Anlagen durchgeführt werden), Markierungsarbeiten, Wegausbesserungen und Hilfe beim Hubschraubertransport finden sich in zunehmender Zahl.
Der Text stützt sich auf einen Aufsatz von Karl Bielau
im Heimatbuch Reichenberg (erschienen 1974)


Hier noch eine Bildauswahl von meinem Besuch der

Neuen Reichenberger Hütte am 29./30. Juli 2008
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