Sudetendeutsche Hütten

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Dominicushütte 1684m

Dominicushütte um 1890Dominicushütte ca. 1890 (ETH-Bibliothek Zürich)

„O lieber Dominicus, du kreuzbraver Mann, Schaff‘ für die Touristen ein paar Polster an.“
Die Hütte, war wohl sehr spartanisch eingerichtet, ein Besucher hinterließ diesen Stoßseufzer im "Fremdenbuch".

Die im Zamser-Grund liegende Schutzhütte wurde 1883 von der Sektion Prag des DÖAV erbaut. Namengeber war das Sektionsmitglied Hermann Dominicus, der von Beruf Buchhändler war und den Bau seiner Sektion zum Geschenk machte. Nach dem Tod des Stifters (11.11.89) kauften Fritz und Rosa Eder -vom Wirtshaus Breitlahner- die Hütte, und vergrößerten sie, "...so dass nunmehr Zimmer mit zusammen 10 Betten vorhanden sind. Ueberdies wurde noch ein geräumiges Heulager für die Führer geschaffen...." (Mittlg. des DuÖAV 1889)

 
  
Domincushütte aus Hüttenbuch
(aus dem alten Hüttenbuch)                                                                           (aus dem alten Hüttenbuch)
 
1890 kaufte der bekannte Zillertaler Bergführer Hans Hörhager und dessen Frau Philomena (geb. Fankhauser) aus Rosshag die Hütte und betrieb sie bis zum Kriegsende 1918. Im gleichen Jahr brannte die Hütte aus ungeklärten Gründen bis auf die Grundmauern nieder. Bald darauf baute Hörhager die Hütte wieder auf, die dann von seiner Tochter Lisl geführt wurde.
In späteren Jahren taucht der Name Eder als Hüttenwirt wieder auf u.zw. Seppl und Liesl und später Franz.
Noch bevor die Hütte gebaut wurde findet sich ein Hinweis eines Wanderers im Zamsergrund in den Mitteilungen des D.u.Ö.AV aus dem Jahr 1866:
„Das ganze Thal besteht von nun an fast nur aus einem grässlichen Trümmerhaufen, welchen der wilde Zamserbach durchtost. Riesenblöcke bilden oft ein Labyrinth, das man durchklettern muss, fortwährend von einer Kante eines Blockes zur anderen schreitend oder springend.
„Wie lange der Weg in dieser Verfassung geblieben, kann ich nicht angeben;“ schreibt Leopold Sachs aus Prag in den Mitteilungen des D.u.Ö. AV von 1886 „heute schreitet man auf gutem im Jahr 1883 von der S. Prag gebauten Steig zum Theil durch schönen Wald zu der Stelle, an der sich links das Schlegeisenthal öffnet, und dem hieher Verirrten ein kümmerliches Obdach bieten.

Der Munificenz eines Vereinsgenossen danken wir es, dass uns hier, von prächtigen Zirben umgeben, die Dominicus-Hütte empfängt, ein zierlicher Holzbau mit Veranda, die eine herrliche Aussicht auf den gletschererfüllten Thalschluss bietet. Die Existenz dieser Hütte ist mehr als eine Wohlthat, sie ist eine Nothwendigkeit für die Durchführung der verschiedenen Touren, die hier ihren Ausgangspunkt haben. Aber dass uns hier in dieser Oede, in der Höhe von 1680 m, so viel Comfort und Eleganz empfangen und wir eine so treffliche Bewirthung erfahren, überrascht nicht wenig.“

Sachs beendet seinen Beitrag mit einem Lob: „ Die S. Prag hat alle Ursache, mit Stolz dieser Stätte zu gedenken und ihrem Vereinsgenossen steten Dank zu bewahren für das bleibende Denkmal, das er damit sich selbst und mithin auch ihr gesetzt hat.“

Dominicushütte nach dem Brand 1918
Neubau der Dominicushütte nach dem Brand 1918
(Foto in der Hütte)
Auch David Herbert Lawrence (Lawrence of Baveria) ist im Zamsergrund unterwegs und schreibt über seine Begegnung mit der Hütte im Winter 1912 in seinem Bericht "Ein Sommer in Tirol":
"........Endlich gelangten sie auf eine kleine, hohe Schneefläche, die von den höchsten Schneespitzen umschlossen war wie von den Herzblättern einer aufgeblühten Rose. Mitten in dem einsamen Hochtal stand wie verlassen ein Haus mit braunen Holzwänden und schwerem weißen Dach, ein Traum in der Schneewüste. Es glich einem Felsblock, der von den höchsten Schroffen herabgestürzt war und nun in Form eines Hauses halb im Schnee begraben lag. Es war kaum auszudenken, wie man hier leben könnte und nicht erdrückt würde von der furchtbaren weißen Wüste, der Stille und der reinen, klingenden Kälte........"

Bis zum Ende des 1. Weltkrieges verlief ungefähr eine 1/2 Stunde Gehzeit oberhalb des Gasthauses Breitlahner die Grenze zwischen den Bezirken Sterzing und Schwaz. Nach dem Ende des 1. Weltkrieges wurde diese Bezirksgrenze gleichzeitig vorläufige Staatsgrenze zwischen Österreich und Italien. Die Dominicushütte stand somit plötzlich in Italien und die Inhaberfamilie benötigte einen Reisepass um auf ihre Hütte zu gelangen. Durch die endgültige Grenzziehung gelangte die Dominicushütte wieder auf Österreich-Gebiet.

Noch bis in die 1990er Jahre hinein waren Zöllner an der Grenzstation auf dem über 2000 Meter hoch gelegenen Pfitscher Joch zu finden welche zu weilen noch Passkontrollen durchführten.
Dominicushütte, Hüttenwirt Franz Eder mit Saumpferd
Franz Eder, der Hüttenwirt der Dominicushütte versorgte die Hütte bis Mitte der 1960er-Jahre mit seinem Saumpferd
(Aus Lage & Geschichte der Olperer Hütte)
Nachruf Hermann Dominicus
Nachruf in den Mitteilungen des DuÖAV 1889

Aus dem Hüttenbuch der alten Hütte,
das der Besitzer der neuen Dominikushütte Heiko Lapp aufbewahrt,
habe ich ein paar nette Einträge fotografiert (18.08.2011):
(klick aufs Bild)

Dominicushütte: Eintrag ins Hüttenbuch: 12.07.1956 Dominicushütte: Eintrag ins Hüttenbuch: 16.07.1960 Dominicushütte Eintrag ins Hüttenbuch:11.07.1961
Ende der 60er Jahre begann die Tauernkraftwerke AG mit dem Bau der Staumauer des Schlegeis-Speichers. Die alte Hütte mußte aufgegeben werden, da sie im Stausee versunken wäre. Am 15.07.1970 startete man den Teilaufstau, der Vollstau wurde 1973 abgeschlossen. Als Ersatz bauten die Tauernkraftwerke ein wesentlich größeres Bauwerk in zweigeschossiger Bauweise in höherer Lage. Der Name Dominikushütte wurde beibehalten, obwohl das neue Haus eher die Bezeichnung Gasthof verdient.

Die neue Dominicushütteneue Dominicush.
Neue Dominikushütte

Schlegeisspeicher
Schlegeisspeicher

Staumauer
Staumauer
4 Fotos T. Most 2011




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